Hyperthyreose bei Katzen: ein Überblick
Autor: Luana A. Battaglia, Ilona Judhianto und Stefanie Stobbe | Lesezeit: 9 min
Hyperthyreose ist eine häufige hormonelle Störung, die Katzen ab dem 8. Lebensjahr betrifft. Dabei produziert die Schilddrüse – eine Drüse direkt unterhalb des Rachens – übermäßig viele Schilddrüsenhormone, was zu einem erhöhten Stoffwechsel führt. Mit anderen Worten: der Körper der Katze arbeitet ungewöhnlich stark, als ob sie einen Marathon laufen würde, obwohl die Katze tatsächlich die ganze Zeit auf dem Sofa sitzt.
Die Schilddrüse vergrößert sich im Verlauf der Erkrankung. Dies wird meist durch gutartige Tumoren der Drüse verursacht, aber es ist immer noch nicht genau bekannt, wodurch diese Tumoren entstehen.
Anzeichen und Symptome
Da der Stoffwechsel durch den erhöhten Hormonspiegel stark beschleunigt wird, muss sich der gesamte Körper an die neuen Stoffwechsel Anforderungen anpassen. Das bedeutet, dass verschiedene Organe betroffen sein können und somit verschiedene Anzeichen und Symptome auftreten können, z.B.:
- Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
- Angst (mit oder ohne Lautäußerungen) bis hin zu Aggressivität
- erhöhte Wasseraufnahme und Urinproduktion
- wiederkehrendes Erbrechen oder Durchfall
- ungepflegtes oder fettiges Fell
Normalerweise steigen Herzfrequenz und Auswurfleistung, was zu Hypertonie (Bluthochdruck) und Herzerkrankungen führen kann. Bei Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion kann es auch zu einer plötzlichen Erblindung durch Netzhautblutungen oder Netzhautablösungen als Folge von Bluthochdruck kommen.
Hat Ihre Katze eines dieser Symptome? Wenn die Antwort „Ja“ lautet, zögern Sie nicht, sie zur Beurteilung ihres Gesundheitszustandes zu unserem Team der Tierarztpraxis Bärenwiese zu bringen!
Diagnose
Die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen ist in der Regel recht einfach. Der Tierarzt vermutet die Krankheit vor allem dann, wenn er die Halsregion abtastet und die vergrößerte Drüse bemerkt. Um den Verdacht zu bestätigen, ist die Entnahme einer Blutprobe und die Messung des Gesamtspiegels von T4, dem wichtigsten der Schilddrüsenhormone, erforderlich. Ein erhöhtes Ergebnis bedeutet, dass das Tier eine Schilddrüsenüberfunktion hat. Einige Katzen zeigen jedoch
passende Symptome, sowie eine klinische Untersuchung, die auf die Krankheit hinweist, jedoch einen normalen TT4-Wert. In diesem Fall sind spezifische Tests erforderlich.
Es wird empfohlen, bei jeder Katze mit Hyperthyreose ein komplettes Blutbild, Urinanalyse, Blutdruckmessung und kardiologische Untersuchung durchführen zu lassen, um dem Tierarzt wertvolle Informationen über den allgemeinen Gesundheitszustand der Katze zu geben.
Behandlung
Es gibt vier Möglichkeiten, Hyperthyreose bei Katzen zu behandeln: orale Medikamente, Therapie mit radioaktivem Jod, eine Operation oder eine verschreibungspflichtige Diät. Die beste Behandlungsoption hängt von vielen Faktoren ab und kann daher nur vom Tierarzt nach
sorgfältiger Abwägung entschieden werden.
Orale Medikamente
Anti-Schilddrüsen-Medikamente wirken, indem sie die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen blockieren. Sie werden in der Regel lebenslang zweimal täglich verabreicht und sind relativ kostengünstig. Orale Medikamente können bei regelmäßiger Gabe zu einer guten Kontrolle der Krankheit führen. Eine Besserung der Symptome setzt in der Regel etwa drei Wochen nach der ersten Dosis ein.
Zu Beginn der Behandlung können häufige Messungen des TT4-Blutspiegels erforderlich sein, damit Ihr Tierarzt die genaue Medikamentendosis ermittelt, die Ihre Katze benötigt. Zu den beobachteten Nebenwirkungen zählen Erbrechen, Appetitlosigkeit, Anämie, Müdigkeit und Blutungen.
Therapie mit radioaktivem Jod
Radioaktives Jod (I-131) zirkuliert durch das Blut und zerstört nur die erkrankten Zellen der Schilddrüse. Die gesunden Zellen der Schilddrüse und der Nebenschilddrüse werden nicht beeinträchtigt. I-131 kann, wie eine Impfung, subkutan (unter die Haut) verabreicht werden, ohne dass eine Sedation oder Anästhesie nötig ist.
Diese Behandlung führt innerhalb von 3 Monaten zu einer Heilung von etwa 95 % der betroffenen Katzen und hat keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Da es sich jedoch um eine radioaktive Substanz handelt, dürfen nur bestimmte Zentren diese Therapie anbieten. Darüber hinaus muss der Patient, der I-131 erhält, in einer Tierklinik bleiben, bis die Radioaktivitätswerte im Blut auf ein sicheres Level gesunken sind, was durchschnittlich drei Tage bis zu einer Woche dauert.
Die stationäre Aufnahme ist notwendig, um Risiken für die Besitzer, andere Tiere desselben Haushalts und die Umwelt zu vermeiden.
Operation
Die Operation zur Entfernung der Schilddrüse bzw. Thyreoidektomie kann ebenfalls heilend sein und macht Medikamente überflüssig. Sie erfordert jedoch eine Vollnarkose und birgt daher Risiken, die sich sowohl auf den Eingriff selbst (unbeabsichtigte Schädigung der Nebenschilddrüse, der Blutgefäße und Nerven) als auch auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres beziehen (sofern andere Begleiterkrankungen oder Schäden in anderen Organen vorliegen).
Bei der Planung der Operation sind noch weitere Faktoren zu berücksichtigen, wie z. B. spezifische bildgebende Untersuchungen (nuklearmedizinische Untersuchung), um zu beurteilen, ob nur eine oder beide Seiten der Drüse betroffen sind, ob in anderen Teilen des Körpers Drüsengewebe produziert wird, usw. Nur anhand dieser detaillierten Daten kann Ihr Tierarzt abschätzen, ob das Tier eine oder mehrere Operationen benötigt, welche tatsächlichen Vorteile die Durchführung mit sich
bringt und welche Ergebnisse erwartet werden können.
Die Katze benötigt vor der Operation etwa einen Monat lang Medikamente, um festzustellen, ob eine sekundäre Erkrankung vorliegt, die zuvor durch die Schilddrüsenüberfunktion verdeckt wurde, und um ihre klinische Reaktion auf die Medikamente zu beurteilen. Katzen, die die Erstbehandlung
ohne Komplikationen erfolgreich durchlaufen haben, kommen für eine Operation infrage. Nach dem Eingriff wird die Katze voraussichtlich 2 Tage lang stationär in der Klinik bleiben. Der TT4-Spiegel wird innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der Operation durch eine Blutuntersuchung gemessen.
Verschreibungspflichtige Diät
Die Behandlung mit einer Diät, die eine begrenzte Menge Jod enthält, ist immer noch umstritten und es bedarf weiterer Forschung, um ihre Wirksamkeit zu beweisen. Zu den Vorteilen einer verschreibungspflichtigen Diät gehören niedrige Kosten und eine einfache Behandlung, sofern die Katze das neue Futter akzeptiert. Da die Katze jedoch möglicherweise bereits an mehr als einer Krankheit leidet, ist es auch möglich, dass der Tierarzt lieber an der alten Ernährung festhält, um einer
Verschlechterung bereits bestehender Gesundheitszustände vorzubeugen.
Prognose
Bei adäquater Therapie ist die Prognose in der Regel gut, wenn keine Komplikationen an anderen Organen auftreten. In der Tierarztpraxis Bärenwiese finden Sie mit Sicherheit gute Möglichkeiten, Ihr Tier zu diagnostizieren und zu behandeln. Wir behandeln Ihr Tier nicht nur mit Liebe und Respekt, sondern arbeiten auch nach den Vorgaben der Europäischen Veterinärbehörden.
Haben Sie noch Fragen? Kontaktieren Sie uns, um einen Termin zu vereinbaren!