Von Zecken übertragene Krankheiten bei Hunden: Babesiose
Autor: Luana Battaglia, Ilona Judhianto und Stefanie Stobbe | Lesezeit: 4 min
Babesiose ist eine Krankheit, die hauptsächlich durch den Biss von Zecken übertragen wird, die mit dem Protozoen Babesia spp. infiziert sind. Im Blutkreislauf schädigen Babesien die roten Blutkörperchen und führen zu einer progressiven Anämie.
Babesiose kommt bei verschiedenen Haustieren (Hunde, Katzen, Pferde, Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen) und Wildtieren vor und kann auch Menschen befallen. Bei Haustieren tritt Babesiose viel häufiger bei Hunden auf, wobei Katzeninfektionen vor allem im südlichen Afrika gemeldet werden. Allerdings gibt es sowohl bei Babesien als auch bei Zecken mehrere unterschiedliche Arten, was der Krankheit weltweit eine Bedeutung verleiht. Die geografische Verbreitung der Babesiose hat sich im Laufe der Jahre aufgrund eines sich wandelnden Klima- und Ökosystems verändert, wodurch nicht mehr angenommen wird, dass die Kontamination auf bestimmte Gebiete und tropische Länder beschränkt ist.
Anzeichen und Symptome
Klinische Anzeichen einer Babesiose bei Hunden können innerhalb von 24 Stunden nach dem Zeckenstich beobachtet werden, in der Regel dauert es jedoch zwei bis drei Wochen, bis sie auftreten. Die häufigsten sind unten aufgeführt:
- Lethargie, Appetitlosigkeit
- Blasse Schleimhäute (Hinweis auf Anämie)
- Fieber (kann zunächst nicht vorhanden sein)
- Ikterus und dunkel gefärbter Urin (dunkelgelb oder rötlich)
Die Babesiose kann noch über Monate hinweg still und langsam verlaufen (chronische Form), mit Phasen der Besserung und Verschlechterung, ohne dass die Symptome bemerkt werden.
Leider kann sich die Krankheit jederzeit verschlimmern und das Leben Ihres Haustieres gefährden. Daher ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Haustier zum Tierarzt gehen, wenn Sie bemerken, dass etwas nicht stimmt.
Diagnose
Die Diagnose kann schwierig sein und wird auf der Grundlage einer detaillierten Anamnese, allgemeinen Untersuchung und Blutuntersuchungen gestellt. Es ist beispielsweise wichtig, dem Tierarzt mitzuteilen, ob Ihr Hund aus einem anderen Land stammt oder ob Sie mit ihm gereist sind, welchen Impfstatus er hat und ob Sie Produkte zur Zeckenprävention verwendet haben.
Bei der allgemeinen Untersuchung kann der Tierarzt möglicherweise Auffälligkeiten wie vergrößerte Lymphknoten und eine vergrößerte Milz feststellen.
Allgemeine Blutuntersuchungen wie Blutbild und Blutchemie können eine Anämie und niedrige Blutplättchenzahlen sowie erhöhte Bilirubinwerte und niedrige Gesamtproteinwerte aufdecken. Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose können Urintests hilfreich sein. Zur Diagnose der Parasiten gibt es drei spezifische Blutuntersuchungen:
Zytologie
Ein Blutausstrich wird angefertigt und unter dem Mikroskop analysiert, sodass Babesien in den roten Blutkörperchen festgestellt werden können. Wenn sie gefunden werden, ist die Diagnose eindeutig. Allerdings gilt die Zytologie als Methode mit geringer Sensitivität, da sich die Parasiten im Krankheitsverlauf in bestimmten Organen verstecken und daher nicht immer im Blut sichtbar sind. Auch die Identifizierung selbst kann schwierig sein, daher ist ein erfahrener Pathologe der Schlüssel zu zuverlässigen Ergebnissen!
Serologie
Mithilfe einer Blutprobe werden Antikörper gegen Babesien im Körper des Patienten identifiziert. Derzeit sind zwei serologische Tests verfügbar: der indirekte Fluoreszenz
Antikörpertest (IFA) und das Enzyme-linked Immunosorbent-Assay (ELISA). Leider haben einige infizierte Tiere möglicherweise keine nachweisbaren Antikörper oder
zeigen diese erst spät während einer Infektion, was zu einem falsch negativen Testergebnis führt. Andere Tiere können noch Jahre nach der Genesung der Krankheit noch Antikörper aufweisen, was zu einem falsch positiven Ergebnis führt.
Nukleinsäure-Nachweis (DNA)
Mit dieser Methode kann die DNA der Babesien aus den infizierten roten Blutkörperchen des Hundes extrahiert und verstärkt werden. Ein positives Ergebnis bestätigt die Infektion und identifiziert auch die Babesien-Spezies, was für die Behandlung und Prognose wichtig ist. Allerdings kann es zu einem falsch negativen Ergebnis kommen, wenn die Parasiten zum Zeitpunkt der Probenentnahme nicht im Blut vorhanden sind.
Wie Sie sehen, ist kein Test perfekt für die Diagnose der Babesiose. Alle Methoden haben Einschränkungen und können entweder falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefern. Daher ist es notwendig, verschiedene Tests zu kombinieren und sie mit den Ergebnissen der klinischen Untersuchung und den individuellen Symptomen abzugleichen. Nur gut ausgebildete und auf dem neuesten Stand befindliche Fachkräfte, wie wir in der Tierarztpraxis Bärenwiese, können alle bereitgestellten Informationen richtig bewerten und die beste Behandlung für Ihr Haustier bestimmen.
Behandlung
Die Behandlung basiert auf der Verwendung eines antiprotozoischen Medikaments, das oral oder durch Injektion verabreicht wird, manchmal in Kombination mit oralen Antibiotika. In einigen ganz speziellen Fällen kann der Einsatz von Immunsuppressiva angezeigt sein.
Der Zeitpunkt und das Behandlungsschema hängen von vielen Faktoren ab, darunter die Möglichkeit, die Babesien-Spezies zu identifizieren, den verfügbaren Medikamenten, der Immunität des Tieres und der Reaktion des Individuums auf das Medikament.
Bei den meisten Hunden kommt es innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach Beginn der Behandlung zu einer deutlichen Besserung der Symptome. Es ist erwähnenswert, dass bei sehr schwachen Hunden eine stationäre Aufnahme zur unterstützenden Behandlung oder sogar eine Bluttransfusion erforderlich sein kann.
Prognose
Die Prognose für das Verschwinden der Symptome ist in der Regel gut, allerdings abhängig von der Babesien-Spezies, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres zum Zeitpunkt der Diagnose und seinem Ansprechen auf die Behandlung. Leider werden Hunde, die mit einer kleinen Babesien-Spezies infiziert sind und sich von der Krankheit erholen, oft nicht vollständig geheilt. Sie bleiben infiziert und können ihr Leben lang Rückfälle erleiden. Auf diese Weise können sie daher auch als Infektionsquelle für bisher nicht infizierte Zecken oder für andere Hunde dienen, die in direkten Kontakt mit deren Blut kommen.
Kontrolle und Prävention
Der wirksamste Weg, einer Babesiose vorzubeugen, besteht darin, Ihren Hund zeckenfrei zu halten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel Tabletten, Spot-on-Produkte oder Anti-Zecken-Halsbänder. Allerdings reichen die Produkte allein möglicherweise nicht aus, um einer Babesiose vorzubeugen, wenn die Umgebung stark von Zecken befallen ist, was beispielsweise in Wäldern vorkommen kann. Es wird daher empfohlen, dass Sie mit Ihrem Hund nur in gepflegten Grünanlagen spazieren gehen. Wenn Sie nach Hause kommen, überprüfen Sie mit Hilfe eines feinen Kamms, ob sich Zecken an Ihrem Haustier befinden. Glücklicherweise erfolgt die Übertragung von durch Zecken übertragenen Krankheiten oft nicht unmittelbar, so dass eine rechtzeitige Entfernung das Infektionsrisiko erheblich verringern kann. Darüber hinaus beugt eine ordnungsgemäße Zeckenentfernung Juckreiz und Entzündungen an der Bissstelle vor.
Wenn Sie vorhaben, einen Hund aus einem Gebiet, in dem Babesiose endemisch ist, zu sich nach Hause zu bringen, wird dringend empfohlen, dass der Hund von einem Tierarzt untersucht, getestet und unter Quarantäne gestellt wird, bevor er anderen Hunden vorgestellt wird. Derzeit sind in Deutschland keine kommerziell erhältlichen Impfstoffe gegen Babesiose erhältlich.
Zoonosen
Fälle von Babesiose beim Menschen wurden gemeldet, aber die bei Hunden und Katzen gefundenen Babesien-Spezies scheinen immunkompetente Menschen nicht zu infizieren. Laut Phillip D. Carter und Peter Rolls (www.msdvetmanual.com/circulatory-system/blood-parasites/babesiosis-in-animals) „sind der
Nagetierparasit Babesia microti und der Rinderparasit Babesia divergens die am häufigsten betroffenen Arten Nordamerika bzw. Europa. Allerdings sind auch Babesia duncani, Babesia venatorum und einige weniger gut definierte Arten beteiligt. Die Reservoirwirte und Vektoren einiger dieser Arten sind nicht unbedingt bekannt. Babesiose-Infektionen beim Menschen werden durch Bisse infizierter Zecken oder durch kontaminiertes Blut eines infizierten Transfusionspenders übertragen.“
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